Beim Überfliegen von Schillers Abhandlung über die Ästhetik kam mir in Bezug auf Beethoven der Gedanke, dass diese Schillerschen Ideen und Visionen nicht nur äußert avanciert erscheinen, in gesellschaftlicher Hinsicht, eingeschlossen eine Form der Kritik am materialistischen Fortschritt, der die Gesellschaft gefährdet, sondern in diesem idealistischen Gedankengebäude fühlte ich geradezu mit einem Mal, wie sehr der Schluss, dass die Schönheit der Kunst und das Spiel den Übergang der unversöhnlich getrennten Welt von rationalem Denken und dem Fühlen/Empfinden herstellt, einen Komponisten inspirieren kann. Mit anderen Worte wurde mir mit einem Mal schlagartig nachvollziehbar, warum Beethoven Schillers Ode vertonen wollte. Es war nicht das Gedicht an sich, sondern ein Auftrag an den Komponisten zu einer „Weltverbesserung“. Damit halte ich Beethoven nicht nur für wesentlich aufmerksamer und intelligenter in gesellschaftlicher, philosophischer Hinsicht, als ich es mir bisher gedacht hätte. Ich würde fast sagen, ich habe bisher Beethoven als „Weltverbesserer“ unterschätzt. Vielleicht also bezieht sich Beethoven vor allem auf diese Schillerschen Briefe zur Ästhetik, viel mehr als auf die Poetik oder Dramatik an sich. Bezieht sich auf die Frage der gesellschaftlichen Wirksamkeit, um von den festgefahrenen Herrschaftsdispositiven Kirche-Staat wegzukommen MITTELS der Ästhetik einer schönen Musik, einer BEWEGENDEN Musik.